Maxi Schafroth und Markus Schalk

mit dem Soloprogramm

„Faszination Allgäu“

am 24. Oktober in der Zehntscheuer

Maxi Schafroth und Markus Schalk in Laudenbach

 

Zwei Welten prallten aufeinander, der Bauernhof im Unterallgäu und die Investment-Bank in München. Beides repräsentierte der Memminger Baurebua Maxi Schafroth in seinem ersten Soloprogramm „Faszination Allgäu“ zusammen mit seinem Gitarristen Markus Schalk. Gespannt waren die neugierigen Gäste in der Laudenbacher Zehntscheuer auf den Newcomer aus einer touristischen Vorzeigeregion. Und die Klischees wurden tatsächlich reichlich bedient, und zwar die Wortkargheit der Eigenbrötler mit ihrem harten Dialekt sowie deren Urwüchsigkeit und Fremdenskepsis gepaart mit notorischer Langsamkeit. Der vollbärtige Naturbursche mit Filzhut über dem Lockenkopf begann mit der Verbreitung von Aufbruchstimmung im Tourismus: „Ja, wir wollen es!“ wobei das „es“ einfach der Aufbruch in eine neue Zeit meinte. Zum Ausdruck kam die starke Verfilzung von Politik und anderen Bereichen des öffentlichen Lebens in seiner Heimat. Die Innovation gipfelte darin, dass die Güllegrube zur EU-geförderten Delfintherapie umgewidmet werden sollte. Man dachte einfach nach vorne, egal was hinten rauskommt. Immer wieder erinnerte sich der Kabarettist auch an seine Zeit als Bänker in der Landeshauptstadt, wo es in Vertriebsseminaren nicht nur hochdeutsch zuging, sondern vor allem auch um corporate elaborate English, wobei der Kunde nichts von den angebotenen Produkten verstand. Handfester ging es da in der Heimat zu, wo es um Trecker und Rindviecher ging und Verständigung über Gestik und Blickkontakt erfolgte. Wiederholt wurde das Publikum einbezogen, so mit der Aussprache der beiden typischen Konsonanten R und L sowie der Übung: „Kausch mr amol helfe?“- „Noi, Dir hilf i gwieß net.“ Der Stammtisch am Sonntagvormittag ließ sich lediglich durch ein Reizwort in Wallung bringen: „Milchpreis!“ Als Kontrast zu den abgehobenen Großstädtern Silke und Jörn diente dann die nächtliche Heimkehr vom Dorfwirtshaus, wo dann noch ein deftiger Romadur mit Paprikapulver und Zwiebeln vor dem Zubettgehen verzehrt wurde. Überhaupt musste man die rustikale Allgäuer Küche kennenlernen. Um eine schmierige Lyoner wieder gängig zu machen, mutierte sie zu einem Allgäuer Restepfännle oder Schwabentöpfle. „Wenn Stahl und Essen sich verbinden, kommt es zur Einbrenne“, so der Landwirtssohn. Kontrastprogramm dagegen bei Silke und Jörn in der puristisch eingerichteten Lounge. Die dort kredenzte nachhaltige Molekularküche „...sieht gut aus, aber schmeckt nach nix.“ Und danach habe man mehr Hunger als zuvor.

Auch nach Amerika hat es ihn verschlagen mit erfolgreichen Seminaren über Rinderkörper als Algowian farmer. Coaching bedeutet „Net lang rumschwätze“. Sein Credo war: „Everywhere is energy – Du musst nur neidappe.“ Das Publikum wurde nun aufgefordert, gemeinsam Stallklang zu erzeugen, was ausreiche, um zu einer Führungsposition im Bankbereich zu gelangen. Der ganze Saal formulierte den Satz „Ich habe einen Pansen.“ Damit war klar, dass die Unterschiede zwischen Mensch und Rindvieh gar nicht so groß sind. Während man im Allgäu unbeschwert aufgewachsen sei, gelte es bei den fünfjährigen Zwillingen Mette und Marit der deutschen Leistungselite mit ganztägigen Programmen keinerlei Lücken im Lebenslauf aufkommen zu lassen. Die wichtigste Frage in der ländlichen Heimat lautete dagegen: „Zu welchem Hof g`hörscht nochher Du?“ Die andere pädagogische Herangehensweise zeige sich schon bei den Berufen des erfolgreichen Papas bei Thyssen-Krupp oder anderen Weltkonzernen. Ein Song jagte nun den anderen, denn Maxi Schafroth ist ja auch Schauspieler und Sänger, begleitet vom Gitarristen Markus Schalk. In„Sackerment“ tanzte er wie ein Rumpelstilzchen auf der Bühne. Und in „Kässpätzle will i“ kam die Sehnsucht nach der Leibspeise rüber. Doch wie lernen sich Paare kennen in dieser nahezu sprachlosen Umgebung? Pragmatismus pur: „Do isch mei Hof, do isch mei Wald, jetzt überleg dr`s halt.“ Und auch die Sparsamkeit kam immer wieder durch: „Du hast große Händ und en kloine Magen. I meld uns beide zum Motorsägenkurs an.“

Am Ende des Programms gab es jedenfalls viele Allgäuversteher ganz nach dem Motto: Allgäu – um dich zu versteh`n da muss man dich riechen, muss man dich seh`n...“ und „Wenn es dich einmal verführt, willst du nie wieder geh`n.“ Diese Liebeserklärung an den südlichen Landstrich, in dem es noch naturnäher und ursprünglicher zugeht als in einer komplexen Welt, hatte alle fasziniert und Parallelen zum eigenen Landleben aufgezeigt.

Raimund Zenkert als Leiter der Theatergruppe 0815 dankte den beiden Allgäuern am Ende eines erfolgreichen Abends. 

 

Bericht und Bild: help